Neue Maßstäbe in der Fertigung

Weitere Ausstattung für innovative Forschung im AMC und TEC-Lab

2025/03/25

Die Kombination aus additiver und subtraktiver Fertigung, der sog. hybriden Fertigung, spielt eine zentrale Rolle bei der Herstellung präziser und leistungsfähiger Bauteile. Mit erfolgsversprechenden Ergebnissen hinsichtlich der Bauteilqualität sowie steigender Produktivität finden vermehrt additive Fertigungsverfahren Anwendung in der Serienproduktion. Um diese Prozesse weiter zu optimieren, haben wir unsere Forschungsinfrastruktur um neuste Fertigungs- und Messsysteme erweitert, sodass die holistische Betrachtung der Prozesskette gestärkt wird. Die neue Ausstattung ermöglicht es uns, noch gezielter an zukunftsweisenden Fertigungstechnologien zu arbeiten und innovative Lösungen für Industrie und Wissenschaft zu entwickeln. Damit leisten wir einen weiteren Beitrag zur Verwirklichung unserer Vision – richtungsweisende Forschung in datengetriebenen, adaptierbaren Fertigungstechnologien für eine ressourceneffiziente und reaktionsfähige Produktion der Zukunft.

Die additive Fertigung ermöglicht es komplexe Bauteilgeometrien umzusetzen. Insbesondere bei medizinischen Anwendungen ist eine Funktionalisierung der Oberfläche durch komplexe Strukturierungen, welche die natürlich vorkommenden Oberflächen nachahmen, von großem Nutzen. Unsere neue PBF-LB/M-Anlage Trumpf TruPrint 2000 ermöglicht uns die lokale Anpassung von Prozessparametern. Damit können kleinste Oberflächenstrukturen im Bereich weniger Mikrometer erzeugt werden.

Trumpf TruPrint 2000
Trumpf TruPrint 2000

Im Gegensatz zur direkten Herstellung aus Vollmaterial durch mehrstufige Schrupp- und Schlichtprozesse, liegt der Fokus bei additiv hergestellten Bauteilen auf der Feinbearbeitung von Funktionsflächen in Form von Schlicht-, Bohr- und Gewindeprozessen mit geringem Spanvolumen. Dabei sind die oftmals filigranen Strukturen mit niedriger Steifigkeit, komplexe Bearbeitungsgeometrien wie Freiformflächen und unstetige Eingriffsbedingungen im Schlichtprozess durch die Rauheit aus dem generativen Prozessschritt eine große Herausforderung für diesen Prozessschritt. Mit der Kern Micro HD werden wir zukunftsweisende Forschung in der Fertigbearbeitung additiv hergesteller Bauteile betreiben. Durch die hydrostatisch gelagerten Linearachsen erreichen wir bei der Bearbeitung komplexer Strukturen höchste Präzision. Dies führt zu optimalen Ergebnissen in Bezug auf Formabweichungen, Oberflächenqualität und Präzision. Die Forschungsergebnisse werden im Rahmen des Additive Manufacturing Centers (wird in neuem Tab geöffnet) in die industrielle Anwendung transferiert. So gestalten wir gemeinsam industrielle additive Fertigungsketten und fördern ökologisch nachhaltigere Fertigungsrouten.

Kern Micro HD
Kern Micro HD

Eine wesentliche Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung der hybriden Fertigungskette ist eine präzise Qualitätssicherung. Dafür wurde das Koordinatenmessgerät ZEISS PRISMO 7/10/5 dieses Jahr im Messraum des PTWs aufgebaut und in Betrieb genommen. In dem Schritt der Qualitätssicherung wird die resultierende Qualität bzw. Maßhaltigkeit und Formabweichungen evaluiert. Eine Rückkopplung der Messergebnisse ermöglicht die Optimierung der Prozesskette hinsichtlich der Qualitätskriterien. Darüber hinaus kommt das Gerät auch in Ausbildungs- und Lehrveranstaltungen zum Einsatz .

Das System überzeugt durch seine herausragende Präzision in Bezug auf Maß- und Formtoleranzen in einem Messvolumen von 700 x 1000 x 500 mm³. Dank der robusten Portalbauweise, den ZERODUR®-Maßstäben mit einer Auflösung von 80 nm, dem taktilen aktiven Scanning-Messkopf VAST gold, einem vierseitig Luftlager sowie einem klimatisierten Messraum (20 °C bis 22 °C) wird höchste Messgenauigkeit und Stabilität gewährleistet. Die Messsoftware ZEISS CALYPSO umfasst umfangreiche Module – unter anderem für CAD, Simulation, Kurven, Freiformflächen sowie VCMM.

Unsere geschulten wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen sind bestens ausgebildet, um komplexe Messaufgaben wie Lagersitz, Tiefbohrung und Freiformflächen präzise zu erfassen und die Messdaten auszuwerten.

ZEISS CMM PRISMO 7/10/5 ULTRA
ZEISS CMM PRISMO 7/10/5 ULTRA

Im Folgenden sind die technischen Spezifikationen der neuen Ausstattung zusammengefasst:

Kern Micro HD

  • Verfahrgeschwindigkeit bis zu 60 m/min
  • Beschleunigung bis 20 m/s²
  • Genauigkeit < 1,5 µm
  • HSK-E 40 mit bis zu 42.000 Umdrehungen/min
  • Nullpunktspannsystem EROWA

Trumpf TruPrint 2000

  • Laserleistung bis zu 300 W
  • Laserfokusdurchmesser von 80 µm
  • Bauplattenheizung bis 200°C
  • Pulverhandling unter Schutzgas, durch Glove-Box und integriertem Sauger in der Prozesskammer
  • Melt Pool Monitoring mittels 2 on-axis Fotodioden

ZEISS CMM PRISMO 7/10/5 ultra

  • Messvolumen von 700 x 1000 x 500 mm³
  • Umgebungsbedingungen im Messraum in Güteklasse 2 (20 °C – 22 °C)
  • Messgenauigkeit beim Antasten: 0,5 + L/500 µm und Scannen: 0,9 µm