Von Spanien nach Deutschland
Ein Interview mit Maialen Martinez de Aguirre von der UPV
2025/03/21
Maialen Martinez de Aguirre
Drei Monate lang forschte Maialen, Doktorandin und Dozentin an der Universität des Baskenlandes (UPV), an unserem Institut PTW im Rahmen ihrer Promotion.

Ihre Arbeit befasst sich mit den mechanischen und mikrostrukturellen Auswirkungen der Modifikation der kristallographischen Orientierung bei gleichzeitiger Reduzierung des Volumens von Bauteilen in der additiven Fertigung. Wir hatten die Gelegenheit, mit ihr über ihre Forschung, ihre Erfahrungen und die Erkenntnisse, die sie während ihres Aufenthalts gewonnen hat, zu sprechen.
Eine Leidenschaft für die Fertigung
Maialens akademische Laufbahn begann mit einer Abschlussarbeit im Bereich der subtraktiven Fertigung. Doch als die additive Fertigung immer mehr an Bedeutung gewann, erkannte sie deren wachsende Relevanz. In Spanien ist sie eng mit dem CFAA verbunden, einem fortschrittlichen Fertigungszentrum für die Luftfahrt. Dort liegt der Fokus auf der Entwicklung von leichten Bauteilen. Ihr Ziel ist es, Professorin zu werden, und die Promotion an der UPV, wo sie auch ihren Bachelor- und Masterabschluss gemacht hat, bietet ihr wertvolle Möglichkeiten für Forschung und Industriekooperationen.
Internationale Zusammenarbeit und neue Erkenntnisse
Ein zentraler Aspekt von Maialens Aufenthalt war die Möglichkeit, in einem internationalen Umfeld zu arbeiten. Dabei schätzt sie die unterschiedlichen Herangehensweisen und die Erfahrung zu sehen, wie Forschende in Deutschland ähnliche Herausforderungen angehen, neue Erkenntnisse gewinnen und mit verschiedenen Maschinen zu arbeiten. Besonders beeindruckt hat sie die kollaborative Arbeitsweise am PTW. Sie stellte fest, dass es zwar getrennte Teams für additive und subtraktive Fertigung gibt, aber dennoch alle bereit sind, sich gegenseitig zu unterstützen.
“Das Arbeitsumfeld hier ist fantastisch. Es gibt mehr Doktoranden als an meinem Institut, was eine unterstützende Atmosphäre schafft. Wir alle verstehen die Herausforderungen einer Promotion, und dieses gegenseitige Verständnis macht einen großen Unterschied.”
Kulturelle und wissenschaftliche Unterschiede
Während Vitoria, ihre Heimatstadt, und Darmstadt als fußgängerfreundliche Städte einige Ähnlichkeiten haben, stellte sie auch kulturelle Unterschiede fest, wie etwa die früheren Mittagessenszeiten in Deutschland. Dennoch passte sie sich schnell an. Eine ihrer größten Überraschungen war, wie willkommen und unterstützend ihre Kolleginnen und Kollegen waren.
“Ich hätte nicht erwartet, mich hier so wohlzufühlen. Die Deutschen sind viel herzlicher, als ich dachte. Vielleicht liegt es an der Stadt oder an der Universität, aber ich fühle mich sehr sicher und integriert.”
Ihre anfängliche Sorge wegen der Sprachbarriere erwies sich als unbegründet. Obwohl sie vor ihrer Ankunft einige Deutschstunden genommen hatte, stellte sie fest, dass alle am Institut fließend Englisch sprechen, was den Übergang erleichterte.
Herausforderungen und Zukunftsaussichten
Trotz der kurzen Aufenthaltsdauer von nur drei Monaten hat Maialen erhebliche Fortschritte in ihrer Forschung gemacht. Sie nutzte die EOS M290 Additive Manufacturing Machine, um ihre Bauteile zu drucken. Einige Kollegen halfen ihr bei der Nutzung der Zeiss-Koordinatenmessmaschine und beim Fräsen der Proben auf dem GROB G350 Bearbeitungszentrum, um die Schnittkräfte und Vibrationen während des subtraktiven Prozesses zu analysieren. Sie wünscht sich, mehr Zeit zu haben, um ihr aktuelles Projekt abzuschließen, plant aber, die Zusammenarbeit aus der Ferne fortzusetzen.
In Zukunft freut sie sich darauf, ihre Ergebnisse weiter zu analysieren. Besonders bemerkenswert war für sie die Oberflächenqualität der gedruckten Bauteile, die unerwartete Erkenntnisse lieferte. Sie ist überzeugt, dass sich die Entwicklungen in der additiven Fertigung rasant weiterentwickeln werden, und freut sich darauf, zu diesem Fortschritt beizutragen.


Ratschläge für junge Forschende
Für junge Forschende, die eine internationale Erfahrung in Betracht ziehen, hat Maialen eine klare Botschaft: “Macht es!” Ihrer Meinung nach bieten internationale Forschungsaufenthalte wertvolle Chancen, auch wenn sie mit Herausforderungen verbunden sind. Wer sich dieser Erfahrung stellt, wächst nicht nur beruflich, sondern auch persönlich. Sie ermutigt zudem alle Forschenden, Konferenzen zu besuchen und jede Gelegenheit zu nutzen, ihr professionelles Netzwerk zu erweitern.
Persönliche Eindrücke und Zukunftspläne
Neben ihrer beruflichen Weiterentwicklung hat Maialen auch ihre persönlichen Erlebnisse in Darmstadt sehr geschätzt. Ob beim Laufen, Bouldern oder bei gemeinsamen Abendessen und Bier mit neuen Freunden – sie hat bleibende Erinnerungen geschaffen.
Ein besonders einprägsamer Moment für sie war ein Softwareproblem, mit dem sie sich zu Beginn ihres Aufenthalts herumschlug. Als sie sich festgefahren fühlte, hinterließ ihr Betreuer eine kleine Notiz auf ihrem Computer: “Never lose faith.” – “Verliere nie den Glauben.” Eine kleine Geste mit großer Wirkung, die sie daran erinnerte, durchzuhalten.
Auf die Frage nach ihrem Traumforschungsort nennt Maialen das MIT oder eine Universität in China als spannende Optionen – aufgrund ihrer innovativen Forschung und der einzigartigen kulturellen Aspekte. Dennoch hofft sie, eines Tages nach Darmstadt zurückzukehren – nicht nur für die Forschung, sondern auch, um die Menschen wiederzusehen, die sie hier kennengelernt hat.
Zum Abschluss ihres Aufenthalts drückt Maialen ihre tiefe Dankbarkeit aus, insbesondere gegenüber ihrem Kollegen David Zentgraf, ihrem Betreuer Dr.-Ing. Holger Merschroth, dem Teamleiter Christopher Krebs, dem gesamten PTW-Team und nicht zuletzt Professor Weigold und Professor Lopez de Lacalle für ihre Unterstützung und die Möglichkeit zur Zusammenarbeit.