Pilotinnen
Frauen erobern die Lüfte!
1. Käthe Paulus… Die erste Luftschifferin kannte Darmstadt zu Fuße und aus der Luft
Käthe wurde am 22. Dezember 1868 unehelich geboren und lebte in ärmlichen Verhältnissen. Von 1884 bis 1889 lebte die Familie in Darmstadt, wo sich ihr Adoptivvater als Maschinenheizer verdingte. Sie selbst arbeitete als Näherin in einer Damenschneiderei. Dieses unscheinbare Leben änderte sich jedoch rasch, als sie 1889 ihren Lebensgefährten Hermann Lattemann kennenlernte. Sie lernte Ballonfahren und Fallschirmspringen und wurde Deutschlands erste Luftschifferin. Als Luftakrobatin verdiente sie ihren Lebensunterhalt mit Werbeauftritten. Ihre Ballone und Fallschirme fertigte die gelernte Schneiderin selbst an. Motiviert durch den Unfalltod ihres Lebensgefährten entwickelte sie den noch heute gebräuchlichen Paketfallschirm, der die unsicheren Wickelschirme ablöste. Im Ersten Weltkrieg konzentrierte sie sich auf die Herstellung von Aufklärungsballons und Fallschirmen. Sie galt als führende Expertin und Beraterin der Ballonaufklärungstruppen. Ihre Fallschirme retteten vielen Menschen das Leben. 1917 erhielt sie dafür das Kriegsverdienstkreuz.
2) Was haben Kondome und die Luftfahrt gemeinsam? Beate Uhse
Beate Köstlin wurde 1919 als Kind eines Landwirts und einer Ärztin geboren. In ihrer Kindheit lernte sie Segeln und wurde mit 15 Jahren hessische Meisterin im Speerwurf. Mit 16 Jahren ging sie für ein Jahr als Au-pair nach England. Nach ihrer Rückkehr nahm sie in Berlin ihre ersten Flugstunden und bekam an ihrem 18. Geburtstag den Flugzeugschein. Sie wurde eine begeisterte Fliegerin und arbeitete als Praktikantin in einem Flugzeugbaubetrieb, wo sie Einblicke in alle Bereiche des Flugzeugbaus erhielt. Da Frauen als Berufspilotinnen aufgrund der starken Reglementierung durch den Versailler Vertrag nicht gern gesehen waren, begann sie stattdessen eine Kunstflugausbildung bei ihrem späteren Ehemann Hans-Jürgen Uhse. Eine Zeit lang arbeitete sie für den Film, versteckt auf dem Vordersitz, während bekannte Schauspieler den waghalsigen Piloten auf dem Rücksitz markierten. Häufig wurde sie auch für Überführungsflüge eingesetzt. Da es sich um eine kriegswichtige Tätigkeit handelte, durfte sie trotz eines Sohnes berufstätig bleiben und ein Kindermädchen einstellen. Später arbeitete sie bei der deutschen Luftwaffe und überführte Jagdflugzeuge an die Front, wo sie bis zum Hauptmann aufstieg. 1945 entkam sie knapp der Roten Armee, geriet aber in alliierte Gefangenschaft. Damit war ihre Karriere als Pilotin beendet. Ihr Mann war während des Krieges bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Um den Lebensunterhalt für sich und ihren Sohn zu sichern, wurde die junge Frau erfinderisch und eröffnete 1951 ihren Erotik-Versandhandel, der Kondome und Bücher über Ehehygiene verkaufte.3) Und noch eine Pilotin: Melitta Schenk Gräfin zu Staufenberg
3. Melitta Schenk Graf von Stauffenberg – die rationale Ingenieurin, deren Tod einem Liebesdrama gleicht.
Eigentlich wollte ich nur zwei Fliegerinnen vorstellen, aber Melitta Schenk hat es mir bei meinen Recherchen besonders angetan. Melitta Schenk, geborene Schiller, studierte an der Technischen Hochschule München Mathematik, Physik und Flugmechanik und schloss ihr Studium 1927 mit Auszeichnung ab. Das Studium musste sie sich mittels Nachhilfestunden und Privatunterricht finanzieren. Als Diplomingenieurin an der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt führte sie theoretische und experimentelle Untersuchungen an Verstellpropellern durch. Um ihre wissenschaftliche Arbeit in der Praxis erproben zu können, absolvierte sie eine Pilotenausbildung. Später heiratete sie Alexander Schenk Graf von Stauffenberg. Während des Zweiten Weltkrieges arbeitete sie an Sturzflug- und Schießvisieren. Die 12 bis 15 Testflüge pro Tag stellten aufgrund der hohen Beschleunigungen im Sturzflug eine große körperliche Belastung dar, welcher sich kein anderer Pilot selbst auferlegte. Sie wurde unter anderem mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet, was jedoch aufgrund ihrer viertel-jüdischen Herkunft geheim gehalten wurde.
Nach dem Attentat ihres Schwagers Claus Schenk Graf zu Stauffenberg wurden sie und ihr Mann gefangen genommen. Ob sie in das Attentat eingeweiht war, ist nicht bekannt, sie stand jedoch in regelmäßigem Kontakt zu ihrem Schwager. Während ihr Mann in ein Konzentrationslager gebracht wurde, kam sie nach kurzer Zeit wieder frei, da sie als Testpilotin benötigt wurde. Ihr Mann blieb bis zum Ende des Krieges in Gefangenschaft. Gegen Kriegsende wurde Melitta Gräfin Schenk auf der Suche nach ihrem Mann von den Alliierten abgeschossen und starb an ihren Verletzungen. Ihr Mann überlebte das KZ.
Besonders beeindruckt hat mich persönlich Melitta Schenk. Sie wurde in erster Linie aus wissenschaftlichem Interesse Pilotin und nicht aus Abenteuerlust. Viele Frauen nutzten die Zeit des Krieges, um ihre eigenen Interessen zu verwirklichen.
Wer noch mehr über die beeindruckenden Pilotinnen erfahren möchte, sollte zum Beispiel nach der Weltenbummlerin Elly Beinhorn, die unter anderem Luftaufnahmen für eine Forschungsexpedition in Afrika machte, oder nach der regimetreuen Hanna Reitsch googeln. Empfehlen kann ich auch die zdf Geschichtsdokumentation ‚‘. Himmelstürmerinnen